Wien (OTS) – Das Bundeskriminalamt, Abteilung II/BK/8.2 (JOO), und
das
Landeskriminalamt Tirol ermitteln seit September 2022 gegen eine
kolumbianisch-türkisch-rumänisch-uruguayisch-österreichische
Tätergruppe. Die Tatverdächtigen sollen in den vergangenen Jahren
kolumbianische Frauen über Istanbul nach Österreich gebracht haben,
um sie zur Prostitution zu zwingen. Bislang konnten 48 Opfer
identifiziert werden.
„Die internationale Zusammenarbeit war in diesem
Ermittlungskomplex entscheidend. Österreich nimmt durch das Joint
Operation Office in Wien eine Vorreiterrolle bei der
länderübergreifenden Bekämpfung des Menschenhandels ein“, sagte
Innenminister Gerhard Karner.
Bundeskriminalamt-Direktor Andreas Holzer: „Anstatt des
versprochenen Lebens wurden sie in der Prostitution systematisch
ausgebeutet. Diese jungen Frauen wurden getäuscht, unter Druck
gesetzt, zur Abhängigkeit gebracht und schließlich zur Ware
degradiert.“
Zudem rekrutierte die kriminelle Organisation Fahrer aus
Kolumbien, die die Frauen in Österreich zu den Freiern fuhren, ihnen
das Geld abnahmen, dieses an die Organisation weiterleiteten und die
Opfer bei Ungehorsam bestraften. Es handelte sich um ein in sich
geschlossenes, hierarchisch strukturiertes kriminelles System, das
auf maximale Gewinnabschöpfung ausgerichtet war. Der jährliche
Bereicherungsschaden lag bei rund 800.000 Euro.
Erfolgreiche internationale Zusammenarbeit
Nachdem die Staatsanwaltschaft im April 2023 internationale
Haftbefehle erließ, setzten sich der mutmaßliche türkische Haupttäter
sowie zwei Komplizen aus Rumänien und Österreich in die Türkei ab, um
von dort weiter zu agieren.
Im Sommer 2024 kam es in Istanbul und Ankara zu Treffen zwischen
österreichischen Verbindungsbeamten und türkischen Behörden. Ein
entscheidender Schritt, der im Februar 2025 zur Festnahme zweier
weiblicher Beschuldigter führte.
Parallel dazu reisten österreichische Ermittler im März 2025 nach
Bogotá. Gemeinsam mit der kolumbianischen Polizei wurden Einvernahmen
durchgeführt und ein Spiegelverfahren eingeleitet.
Am 5. September 2025 kam es zu einem koordinierten Action Day in
Medellín: Fünf Täter wurden in Kolumbien festgenommen, zwei weitere
bereits zuvor in Spanien. Dabei handelte es sich um einen
uruguayischen Fahrer sowie eine kolumbianische Mittäterin. Heute
befinden sich zehn Mitglieder dieser Organisation in Haft.
Holzer betonte: „Unsere Botschaft an die Täter sollte damit klar
verständlich sein: Wir finden euch, egal in welchem Land ihr euch
versteckt.“