Kunstraub im Louvre, Kürzungen in Österreichs Museen

Graz/Wien (OTS) – Es ist immer erfreulich, wenn Museumsthemen von
Journalist:innen
aufgegriffen werden – aber muss es ein spektakulärer Diebstahl sein?
Es sollte auch über Kürzungen in der österreichischen
Museumslandschaft gesprochen werden!

Museumsarbeit ist manchmal undankbar: Vieles findet nahezu unter
Ausschluss der Öffentlichkeit statt – die Bewahrung, Erhaltung und
Beforschung der Sammlung sowie die Erweiterung der Bestände. All dies
geschieht im Hintergrund. Die sichtbare Museumsarbeit –
Ausstellungen, Vermittlungs- und andere Programme – ist ein wichtiger
Bestandteil; jedoch ist sie nur ein Teil: der sichtbare.

Wenn im Louvre ein „Nationalschatz“ gestohlen wird, ist die
Aufregung groß – verständlich natürlich! Aber auch in Österreich ist
ein „Nationalschatz“ in Gefahr. Wir leben in einer Zeit der
Multikrisen, die einen Sparkurs vorgibt, dem wir uns alle unterordnen
müssen. Wir möchten jedoch die Kulturverantwortlichen ersuchen, keine
willkürlichen Streichungen vorzunehmen, sondern das Gespräch mit
Museumsverantwortlichen und -verbänden zu suchen.

Die Museumsarbeit – insbesondere die nicht unmittelbar sichtbare
– muss vollumfänglich gewährleistet sein. Es braucht Personal und
Ressourcen, um das österreichische Kunst-, Kultur- und Naturerbe zu
erhalten, es für die nächste(n) Generation(en) zu bewahren und auch
zu erweitern. Wir möchten intakte und gut bearbeitete Sammlungen
weitergeben.

In österreichischen Museen lagern über 100 Millionen Objekte – auf
einer geschätzten Depotfläche von 36 Fußballfeldern. Schon jetzt
fehlt es 45 % der Museen an qualifiziertem Personal, um die
Sammlungspflege fachgerecht und auf dem aktuellen Stand gewährleisten
zu können. 48,21 % der hauptamtlich geführten und 44,93 % der
ehrenamtlich geführten Museen berichten über einen deutlichen Mangel
an finanziellen Mitteln.*
Für die Sicherung der Sammlungen braucht es Restaurator:innen,
Wissenschafter:innen, Gebäudetechniker:innen – vor allem, aber nicht
nur in den Depots –, sowie Aufsichts- und Sicherheitspersonal in den
Ausstellungsräumen.

Sammlungspflege und -bewahrung bedeutet nicht nur, Objekte vor
Diebstahl oder Beschädigung zu schützen, sondern auch, sie vor dem
Zahn der Zeit – etwa durch Schädlinge wie Motten, Holzwürmer oder
Schimmel – zu bewahren, natürliche Verfallsprozesse einzudämmen und
Schäden durch zunehmende Naturereignisse wie Starkregen zu
verhindern.

Museumsarbeit ist vielfältig und ressourcenintensiv. Die
Verantwortung für die Sammlungen tragen Museumsdirektor:innen
gemeinsam mit den Stakeholdern des Museums – allen voran die Träger
und Gebietskörperschaften.

Wenn an Museen gespart wird, spart man nicht nur an einer
Einrichtung mit einem demokratie- und bildungspolitischen Auftrag, an
einem Ort der Wissenschaft und Kommunikation sowie des
gesellschaftlichen Austauschs – sondern auch am Herzen des Museums:
an der Sammlung.

Museen werden stets an den Besucher:innenzahlen und der Anzahl
der Ausstellungen gemessen. Eine Zeit wie diese sollte uns daran
erinnern, was Museumsarbeit alles umfasst – und verantwortliche
Stellen in der Kulturpolitik sind eingeladen, sich auch an anderen
Erfolgsfaktoren zu orientieren, etwa solchen, die die Sammlungsarbeit
sichtbar machen (vgl. bspw. die MuseumsScorecard ).

Wir verstehen, dass Kürzungen notwendig sind – aber lassen Sie
uns gemeinsam daran arbeiten, dass die Sammlungen in den
österreichischen Museen nicht durch verwaiste Stellen und mangelnde
Ressourcen brachliegen.

*Vgl. Sammlungen sichten, 2020.