Wien (OTS) – Der von Clarissa Stadler präsentierte „kulturMontag“ am
27. Oktober
2025 um 22.30 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON befasst sich aus aktuellem
Anlass mit der Situation der Kärntner Slowenen und beleuchtet den
wieder aufkeimenden Konflikt um Identität und Zugehörigkeit aus
kulturhistorischer Sicht. Weitere Themen der Sendung sind u. a. der
neue Film des russischen Regisseurs Kirill Serebrennikov über den NS-
Kriegsverbrecher Josef Mengele, oder die Pläne und Visionen von
Chefdirigent Petr Popelka für die Zukunft der Wiener Symphoniker, die
heuer ihr 125-Jahr-Jubläum feiern.
Anschließend an das Magazin startet ab 23.15 Uhr die „Lange Nacht der
Viennale“ mit der Sondersendung „Viennale Spezial“, gefolgt von den
preisgekrönten Dokumentarfilmen „Dear Beautiful Beloved“ und „Nach
der Flucht – The Remains“ (Details dazu unter presse.ORF.at).
Alles auf Anfang? Kärnten und die Slowenen
Vergangenes Wochenende wurden in Bad Eisenkappel / Železna Kapla
und Bleiburg/Pliberk acht zweisprachige Schilder beschmiert – alle in
der Nähe des Peršmanhofs, wo es im Juli einen umstrittenen
Polizeieinsatz gab. Bei der NS-Gedenkstätte, die an das von Hitlers
SS verübte Massaker von 1945 erinnert, fand im Sommer ein
internationales, antifaschistisches Bildungscamp für junge Menschen
statt. Viele junge Nachfahren von Opfern der NS-Diktatur nahmen an
dem Event teil, der in Absprache mit der Gedenkstätte stattgefunden
hat. Nun kam eine Kommission des Innenministeriums zum Befund, dass
der Einsatz in mehrfacher Hinsicht unverhältnismäßig, rechtswidrig
und zweifelhaft war. Der Peršmanhof, ein Symbol für schlimmste
Ungerechtigkeit, Terror und Mord, ist für Kärntner Slowenen der
wichtigste NS-Gedenkort, wurden sie doch im Nationalsozialismus
zunehmend als „Volks-und Staatsfeinde“ verfolgt. 80 Jahre nach
Kriegsende brechen Vorfälle wie jene in jüngster Vergangenheit alte
Wunden im Konflikt zwischen der deutschsprachigen Kärntner
Bevölkerung und der slowenischen Minderheit auf. Die jahrzehntelange
Kontroverse um den sogenannten „Ortstafelstreit“, in dem Bevölkerung
wie Politik die zweisprachigen Ortsschilder sabotierten, wurde 2011
beigelegt. Der „kulturMontag“ hat sich am Peršmanhof und in der
Gemeinde Bad Eisenkappel / Železna Kapla umgehört und ist im
Interview mit Kulturwissenschafterin Elena Messner, dem
Kulturschaffenden Zdravko Haderlap und Historiker Klaus Schönberger
der Frage nachgegangen, warum der Konflikt in Kärnten immer noch
schwelt.
Ein Kriegsverbrecher auf der Flucht – „Das Verschwinden des Josef
Mengele“ von Regisseur Kirill Serebrennikov
Als „Todesengel von Auschwitz“ hat Josef Mengele im Zweiten
Weltkrieg über Leben und Tod von Lagerinsassen entschieden, wurde
jedoch nie gefasst. Mehrfach wurde die Biografie des
Kriegsverbrechers für die Kinoleinwand adaptiert – etwa in John
Schlesingers „Der Marathon-Mann“ aus dem Jahr 1976, der Laurence
Olivier einen Golden Globe einbrachte, oder 1999 mit Götz George in
„Nichts als die Wahrheit“, einem Film, der ein fiktives Szenario um
den alten Mengele entwirft. Jetzt ist Ausnahmeschauspieler August
Diehl in der Rolle des Lagerarztes zu sehen, der in Auschwitz
Selektionen und grausame medizinische Versuche vornahm. Regie führte
der russische Dissident Kirill Serebrennikov, der für sein Drama „Das
Verschwinden des Josef Mengele“ den gleichnamigen Roman von Olivier
Guez adaptiert hat. Darin zeichnet der Filmemacher die Zeit nach dem
Zweiten Weltkrieg nach, als Mengele mithilfe von Freunden und seiner
Familie in Argentinien untertauchen konnte. Erst 1959 erging ein
Haftbefehl gegen ihn. Mengele floh nach Paraguay und Brasilien, wo er
unter falschem Namen 1979 starb. Serebrennikov, der 2022 vor dem
Putin-Regime geflüchtet war, interessierte an dem Stoff, ob die
Vergangenheit einen Menschen einholt und Gerechtigkeit siegt.
Im Klangrausch – Petr Popelka und die Wiener Symphoniker
Vor einem Jahr hat der tschechische Dirigent Petr Popelka die
Wiener Symphoniker als Chefdirigent übernommen, jetzt feiert er mit
dem renommierten Orchester dessen 125-jähriges Jubiläum. Zuletzt
wurde der erst 39-jährige gebürtige Prager von der kritischen Presse
für seine musikalische Leitung des Strauss-Jubiläumsprojekts „Die
Fledermaus“ am Theater an der Wien hoch gelobt, während die
Inszenierung von Intendant und Regisseur Stefan Herheim stark
polarisiert hat (heute, 24. Oktober, um 21.25 Uhr in ORF 2 und auf
ORF ON zu sehen). Popelka holte aus dem Klangkörper all die feinen
Operettendetails heraus und brachte die Partitur zum Tanzen. Der
Tscheche ist ein musikalischer Grenzgänger mit klarer Haltung,
spannender Biografie und rasantem Aufstieg: Einst war er Solo-
Kontrabassist in Dresden, heute ist er nicht nur Chefdirigent der
Wiener Symphoniker, sondern leitet auch das Radio-Symphonieorchester
Prag. Schon als Jugendlicher fuhr er regelmäßig mit seinen Eltern
nach Wien, um die Symphoniker zu hören, die für ihn die musikalische
Verkörperung der Stadt sind und deren Pioniergeist repräsentieren.
Mit feinem Gespür für Klangfarben, kompromissloser Neugier und einem
inklusiven Führungsstil begeistert Petr Popelka nicht nur die
Musikerinnen und Musiker, sondern auch das internationale Publikum.
Wie stellt er sich seine Reise mit dem Orchester vor? Welchen
Grundstein will er im Jubiläumsjahr für dessen Zukunft legen? Und wie
funktioniert ein moderner Klangkörper überhaupt? Im „kulturMontag“
gibt er Auskunft.