Alpenverein ehrt Bergretter mit höchster Auszeichnung im alpinen Rettungswesen

Graz (OTS) – Seit über 100 Jahren ehrt der Österreichische
Alpenverein
herausragende Bergretter mit dem „Grünen Kreuz“. Die Auszeichnung,
erstmals im Jahr 1923 vergeben, gilt als höchste und renommierteste
Ehrung im Bergrettungsdienst. 521 Personen tragen das Ehrenzeichen
seither. Im Zuge der Hauptversammlung des Österreichischen
Alpenvereins am 18. Oktober in Graz wurde das „Grüne Kreuz“ an zwei
Tiroler Bergretter verliehen.

Außergewöhnlicher Einsatz im Wilden Kaiser

Ende der 1990er-Jahre stürzte ein Bergsteiger während eines
aufziehenden Gewitters am Wilden Kaiser in eine Rinne und blieb
schwer verletzt liegen. Da der Hubschraubereinsatz durch das Gewitter
vereitelt wurde, konnte eine Taubergung nicht mehr erfolgen. Der
Tiroler Bergretter Josef Hofer löste sich vom Tau, um beim Verletzten
zu bleiben, ihn zu sichern und erstzuversorgen. Nachdem Josef Hofer
den verletzten Bergsteiger allein in den Bergesack gebracht hatte,
fand er in einer kleinen Mulde für beide einen sicheren Platz.
Stundenlang trotzten sie Blitzen, Hagel und Starkregen, bis der
Hubschrauber in einer kurzen Wetterpause zur Rettung ansetzen konnte.
Dass der Verunglückte überlebte, war einzig dem selbstlosen und
beherzten Einsatz von Josef Hofer zu verdanken.

Genau solches Engagement ehrt der Österreichische Alpenverein mit
dem „Grünen Kreuz“, einer besonderen Auszeichnung für
außergewöhnliche Verdienste im Bergrettungswesen.

„Anerkennung für selbstlosen, ehrenamtlichen Einsatz in
Extremsituationen“

„Das Grüne Kreuz ist ein Zeichen tiefster Anerkennung für
selbstlosen, ehrenamtlichen Einsatz in Extremsituationen, wie sie nur
der alpine Raum hervorbringt. Es steht für außergewöhnliche
Leistungen am Berg, für Mut, Entschlossenheit und Solidarität“,
betont Alpenvereinsvizepräsident Markus Welzl in seiner Laudatio im
Rahmen der Jahreshauptversammlung und der feierlichen Verleihung des
„Grünen Kreuzes“ in Graz.

Das „Grüne Kreuz“ wurde im Jahr 1923 vom Österreichischen
Alpenverein ins Leben gerufen. Voraussetzung für die Auszeichnung
sind u.a. „mehrmalige, außerordentlich schwierige und mit besonderer
Lebensgefahr verbundene alpine Rettungen oder Bergungen.“ (zitiert
aus dem Alpenvereinsjahrbuch 1976).

Zwei Tiroler Bergretter ausgezeichnet

In diesem Jahr gingen die Auszeichnungen an Josef Hofer und Alois
Höflinger , zwei verdiente Mitglieder der Bergrettung Scheffau /
Söllandl (Tirol). Sie haben sich über mehr als vier Jahrzehnte hinweg
in unzähligen Berg- und Pistenrettungseinsätzen, als Flugretter,
Funktionäre und nicht zuletzt als Mentoren für nachkommende
Generationen eingesetzt. Mit Josef Hofer und Alois Höflinger haben
nun insgesamt 521 Personen das „Grüne Kreuz“ erhalten. „Diese
Verleihung ist nicht nur eine Würdigung zweier Einzelner – sie ist
auch ein Dank an all diejenigen, die Tag für Tag im Dienst der
Menschlichkeit im alpinen Raum bereitstehen“, betont
Alpenvereinsvizepräsident Welzl.

Über Josef Hofer (Scheffau am Wilden Kaiser)

Seit seinem Eintritt in die Bergrettung Scheffau / Söllandl im
Jahr 1983 absolvierte Josef Hofer rund 400 Bergrettungseinsätze, 500
Einsätze in der Pistenrettung sowie über 1.200 Einsätze als Berg- und
Flugretter beim Notarzthubschrauber Christophorus 4 in Kitzbühel.
Sein entschlossenes Handeln in Extremsituationen zeigte sich
eindrucksvoll – etwa bei jenem Einsatz an der Fleischbank am Wilden
Kaiser (siehe Anfang dieses Textes), als er sich bei einem
aufziehenden Gewitter vom Hubschraubertau aushängte, um einem schwer
verletzten Bergsteiger zu helfen. Stundenlang trotzte er Blitzen,
Hagel und Sturm, bis eine Rettung möglich war.

Dieser und auch viele andere dramatische Einsätze – wie etwa die
Betreuung traumatisierter Angehöriger nach einem tödlichen Absturz
oder nächtliche Bergungen aus gefährlichen Felswänden – zeigen seine
Entschlossenheit, Menschlichkeit und außergewöhnliche Belastbarkeit
in besonderen Einsatzlagen. Neben seinen Einsätzen engagierte sich
Josef Hofer viele Jahre als Obmann der Ortsstelle und Bezirksleiter
im Landesausschuss der Tiroler Bergrettung. Auch heute noch steht er
der Ortsstelle als erfahrener Mentor zur Seite und gilt als Vorbild
für junge Retter*innen.

Über Alois Höflinger (Scheffau am Wilden Kaiser)

Auch Alois Höflinger trat 1983 in die Bergrettung Scheffau /
Söllandl ein und war seither an mehr als 300 alpinen und rund 500
Pistenrettungseinsätzen beteiligt. Über viele Jahre war er als
Funktionär in verschiedenen Funktionen im Ausschuss tätig und
übernahm auch Verantwortung bei der Leitung komplexer Einsätze.

Seine Einsätze führten ihn immer wieder in anspruchsvolle und
emotionale Situationen – von nächtlichen Bergungen in der Leuchsturm-
Südwand bis zu weiteren tragischen Einsätzen im Wilden Kaiser. Alois
Höflinger scheute keine Herausforderung, wenn es darum ging,
Verunglückte zu retten oder Angehörige zu betreuen.

Zur Rettung von Menschen am Berg zögerte Alois Höflinger nie und
ließ für seine Bergrettungseinsätze oft auch seine Arbeit oder seine
Freizeit mit der Familie liegen, um sich selbst sofort bei jeder
Witterung auf den Weg ins Gebirge zu machen.