Osnabrück/Chemnitz (OTS) – Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
fordert dazu auf, stärker
als bislang Umwelt- und Klimaschutz als Teil der Lösung für
wirtschaftlichen Aufschwung voranzubringen. „Ökologie ist Motor der
Ökonomie“, so DBU-Generalsekretär Alexander Bonde heute (Sonntag)
beim Festakt zur Verleihung des Deutschen Umweltpreises der DBU in
Chemnitz. Die Auszeichnung in Höhe von insgesamt 500.000 Euro zählt
zu den höchstdotierten Umweltpreisen Europas und geht dieses Jahr zu
gleichen Teilen an die Schweizer Klimaforscherin Prof. Dr. Sonia
Isabelle Seneviratne von der ETH Zürich sowie das
Geschäftsführungsduo Lars Baumgürtel und Ingenieurin Dr. Birgitt
Bendiek vom Stahlverzinkungsunternehmen ZINQ aus Gelsenkirchen.
Überreicht werden die Preise von Bundespräsident Frank-Walter
Steinmeier .
Bonde: Umwelt- und Klimaschutz kongeniale Kompagnons der
Unternehmen
Umwelt- und Klimaschutz seien „kongeniale Kompagnons der
Unternehmen“, so DBU-Generalsekretär Bonde. „Beides stärkt Widerstand
und Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft“. Bester Beleg sei der
GreenTech -Atlas des Umweltbundesamtes vom Sommer dieses Jahres.
Bonde: „Demnach liegt der GreenTech -Anteil an der gesamten
volkswirtschaftlichen Bruttowertschöpfung bundesweit bei neun Prozent
und beschäftigt nahezu 3,5 Millionen Menschen. Ökologie ist ein
Schlüsselsektor für eine zukunftsfähige Wirtschaft in Deutschland.“
Zum Vergleich: Der ebenfalls in Deutschland als Schlüsselbranche
geltende Fahrzeugsektor beschäftigt rund 1,1 Millionen Menschen. Nach
Bondes Worten haben Klima-, Umwelt-, Arten- und Ressourcenschutz zwar
derzeit „auf der politischen Agenda einen schweren Stand. Für die DBU
ist das aber sogar ein Ansporn, lösungsorientierte Praxisprojekte für
mehr Umweltschutz verstärkt umzusetzen – auch weil es um unseren
Mittelstand geht. Er bleibt das Rückgrat der deutschen Wirtschaft.“
Niebert: Sprint in die Zukunft nicht im Rückwärtsgang
Ein solches mittelständisches Unternehmen verkörpern Lars
Baumgürtel und Birgitt Bendiek aus der Geschäftsführung des
Stahlverzinkungsbetriebs ZINQ mit Stammsitz in Gelsenkirchen. Sie
erhalten dieses Jahr den Deutschen Umweltpreis der DBU als
„inspirierendes Vorbild für Ressourcen-, Energie- und Umweltschutz in
der rohstoffintensiven Zinkbranche“, so Bonde. DBU-
Kuratoriumsvorsitzender Prof. Dr. Kai Niebert drückt es so aus: „Frau
Bendiek und Herr Baumgürtel zeigen, wie Kreislaufwirtschaft
Geschäftsmodell, Haltung und Chance zugleich ist. Denn den Sprint in
die Zukunft gewinnt man nicht im Rückwärtsgang.“ Der Deutsche
Umweltpreis für Klimawissenschaftlerin Sonia Seneviratne von der ETH
Zürich sendet laut Niebert ein doppeltes Signal: „Die Auszeichnung
ehrt nicht nur Wissen, sondern auch Wirken und nicht nur Perfektion,
sondern Mut, voranzugehen – selbst bei einem zunächst ungewissen
Weg.“ Niebert weiter: „Frau Seneviratnes Forschung leuchtet dort, wo
viele noch im Dunkeln tappen. Ihr ist es zu verdanken, dass wir das
Zusammenspiel von Boden, Vegetation sowie Atmosphäre und die Folgen
für die Erderwärmung viel besser begreifen als zuvor.“ Tatsächlich
lassen sich aus Bodenfeuchte-Werten etwa Dürre-Prognosen und daraus
wiederum Klimaanpassung ableiten – für größere Widerstandskraft gegen
den Klimawandel. Ein solches Wissen, so Niebert, müsse man nutzen,
„damit Klimaschutz nicht nur Dekoration bleibt. Frau Seneviratne
zeigt, wie Resilienz das neue ,Nachhaltig‘ wird.“ Dazu Bonde: „Frau
Seneviratne zeigt mit innovativen Methoden zur Klimaforschung, wie
wichtig eine umweltorientierte Richtung auch der Wirtschaft ist. Herr
Baumgürtel und Frau Bendiek setzen genau das um.“
Bahnbrechende Studien zur Land-Klima-Dynamik
Klimaforscherin Seneviratne wird von der DBU unter anderem für
bahnbrechende Studien zur Land-Klima-Dynamik mit dem Deutschen
Umweltpreis geehrt. Der Begriff umschreibt die Wechselwirkungen
zwischen Klima, Bodenfeuchte, Pflanzen und Atmosphäre. Dank
Seneviratne berücksichtigen globale Klimamodelle diese Faktoren
stärker als zuvor. Ein Zusammenhang: Durch Extremwetter wie
Trockenheit und Dürre infolge des Klimawandels ist die
Ökosystemfunktion von Landvegetation als Speicher klimaschädlicher
Treibhausgase (THG) wie Kohlendioxid (CO2) erheblich beeinträchtigt,
es droht die Abnahme solcher CO2-Senken. Hinzu kommt ein möglicher
Verlust an Verdunstung – extrem trockene Böden können zu einem
starken Temperaturanstieg in der Atmosphäre führen.
Hauchdünne Zink-Deckschicht dünner als ein Haar
Das Stahlverzinkungsunternehmen ZINQ unter der Geschäftsführung
von Lars Baumgürtel und Birgitt Bendiek nimmt eine Vorreiterrolle bei
Rohstoff- und Energieeffizienz ein – und das in einer äußerst
rohstoff- und energieintensiven Branche wie der Zinkindustrie. Im
Mittelpunkt: ein zirkuläres Geschäftsmodell namens „Planet ZINQ“.
Neben der Minimierung von THG-Emissionen geht es dabei um eine
zirkuläre Wirtschaftsweise. Für die rund 2500 Mitarbeitenden an den
50 ZINQ-Standorten in Europa, darunter 20 in Deutschland, dreht sich
laut Firmenangaben alles ums Produkt – vom Design über den
Lebenszyklus bis hin zur Kreislauffähigkeit und längeren Lebensdauer.
Aus dieser Strategie resultiert unter anderem das durch das
Unternehmen patentierte Mikrozink-Verfahren , das eine um 80 Prozent
reduzierte hauchdünne Zink-Deckschicht für Stahlteile ermöglicht:
statt üblicherweise 80 bis 100 Mikrometern lediglich zehn Mikrometer
– dünner als ein Haar. Verzinkung ist neben Beschichtung eine Methode
zum Rostschutz von Stahl, gilt aber wegen wegfallender
Instandhaltungskosten als wirksamer. Ohne Stahl würde unser Alltag
nicht funktionieren: von Blechen, Brücken und Balkonen über Schrauben
und Schubkarren bis hin zu Windenergie- und Solaranlagen.
– Daten, Zahlen, Fakten auch im DBU-Umweltpreis-Blog:
Hintergrund:
Der 2025 zum 33. Mal verliehene Deutsche Umweltpreis der DBU
zeichnet Leistungen von Menschen aus, die vorbildlich zum Schutz und
Erhalt der Umwelt beitragen. Für Vorschläge an die DBU sind etwa
Arbeitgeberverbände, Gewerkschaften, Kirchen, Umwelt- und
Naturschutzverbände, wissenschaftliche Vereinigungen,
Forschungsgemeinschaften, Medien, das Handwerk und
Wirtschaftsverbände berechtigt. Selbstvorschläge sind nicht möglich.
Eine vom DBU-Kuratorium ernannte Jury unabhängiger Fachleute aus
Wirtschaft, Wissenschaft, Technik und gesellschaftlichen Gruppen
empfiehlt dem DBU-Kuratorium Preisträgerinnen und Preisträger für das
jeweilige Jahr. Das DBU-Kuratorium fällt die endgültige Entscheidung.
Infos zum Deutschen Umweltpreis und Ausgezeichneten:
https://www.dbu.de/umweltpreis .