Wien (OTS) – Wien erweist sich als Vorreiter für leistbaren Wohnraum
mit klugen
Energiekonzepten. Während im Village im Dritten ein neuer Stadtteil
mit rund 2.000 Wohnungen – geförderte Mietwohnungen wie auch
Eigentumswohnungen – entsteht, der mit 500 Erdwärmesonden über ein
baufeldübergreifendes Energiekonzept verfügt, setzen zunehmend auch
gemeinnützige Bauträger und die Stadt Wien auf Bauteilaktivierung zum
Heizen und Kühlen der Wohnungen. „Wir haben bereits bei mehreren
Wohnbauten gesehen, wie klug es ist, die Speichermasse von Beton zu
nützen und sind von dem Konzept der Bauteilaktivierung überzeugt“,
erläutert Michael Gehbauer , Obmann des Verbandes der Gemeinnützigen
Bauträger. Mit dem Wohnbau der WBV-GPA in der Käthe-Dorsch-Gasse im
14. Bezirk in Wien, bereits mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem
Österreichischen Betonpreis 2023, geplant von Christoph Lechner &
Partner ZT GmbH und Berger + Parkkinnen Architekten, wurde ein
sozialer und nachhaltiger Wohnbau mit 196 geförderten Mietwohnungen
und 99 Smart-Wohnungen errichtet, der mit Wärmepumpen,
Warmwasserrückgewinnung, 64 Tiefensonden, Photovoltaik und
Bauteilaktivierung versorgt wird.
Das Projekt Campo Breitenlee, geplant von Treberspurg & Partner
Architekten und synn Architekten, gebaut von ÖVW und Wiener Heim, ist
als Plus-Energie-Quartier konzipiert, versorgt mit 100 Prozent
erneuerbarer Energie. „Die Bauteilaktivierung stellt eine angenehme
Wärme und Kühlung in den Wohnungen zur Verfügung. Im Rahmen eines
Forschungsprojekts wird die Bauteilaktivierung punktuell mit einer
innovativen wettergestützten Regelung angesteuert, um einen
wetterbasierten und vorausschauenden Anlagenbetrieb zu unterstützen“,
erläutert Christoph Treberspurg .
Zwtl.: Leistbar und ökologisch
Architekt Bernhard Weinberger von WUP architektur zeigt sich
ebenso begeistert von der effizienten und zugleich simplen
Technologie: „Bei dem von uns gemeinsam mit Artec Architekten soeben
fertiggestellten Wohnbau ‚The Berres‘ nützen wir selbstverständlich
die Technologie der Bauteilaktivierung.“ In Kombination mit Fernwärme
und Photovoltaik werden die 308 Mietwohnungen, errichtet von ÖSW und
Schwarzatal, nachhaltig beheizt und gekühlt.
Soeben erfolgte der Spatenstich für den nächsten Gemeindebau Neu
in der Weidingergasse 2 im 22. Bezirk in Wien. Geplant von
Lorenzateliers bietet der L-förmig angeordnete Wohnbau 70 leistbare
Wohnungen mit Freiflächen wie Balkonen, Loggia oder Terrasse.
„Erstmals wird Grundwasser sowohl für das Heizen als auch das Kühlen
als nachhaltige Energiequelle genutzt. Neben der Wärmepumpenanlage
sorgen auch Photovoltaik, Bauteilaktivierung, Fassadenbegrünung und
Sonnenschutz für einen hohen ökologischen Standard sowie ein
angenehmes Wohnklima zu jeder Jahreszeit. Die leistbaren Wohnungen
mit privaten Freiflächen, attraktive Gemeinschaftsbereiche für alle
Altersgruppen, dazu ein Kindergarten im Haus und gleich vor der
Haustür ein Freizeit- und Erholungsgebiet machen diesen Gemeindebau
Neu zu einem Paradebeispiel für den weltweit bewunderten sozialen
Wohnbau in Wien“, unterstreicht Vizebürgermeisterin und
Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál .
Langsam kommt die Bauteilaktivierung ebenso in den Bundesländern
an – wie z. B. in Salzburg bei mehreren Schulprojekten, aktuell dem
Schulcampus Adnet der Salzburg Wohnbau oder in Vorarlberg mit dem
Wohnbau S´dlig, geplant von Dorn Matt Architekten, errichtet von der
Wohnbauselbsthilfe.
Zwtl.: Forschung bestätigt Praxis
Einem Breitentest unterzogen wurde die Bauteilaktivierung in
einem mehrjährigen Forschungsprojekt, in Auftrag gegeben 2021 vom
Innovationsministerium im Forschungsprogramm „Stadt der Zukunft“. Ein
Konsortium unter Leitung der AEE INTEC hat 16 bauteilaktivierte
Pilotgebäude in ganz Österreich einem Energie- und Komfortmonitoring
unterzogen, inklusive Nutzer:innen-Befragungen. Die Ergebnisse wurden
bei Veranstaltungen Anfang Oktober 2025 in Wien und Salzburg
vorgestellt: Sowohl die Messungen als auch die
sozialwissenschaftlichen Befragungen stellen der Bauteilaktivierung
ein hervorragendes Zeugnis aus und bestätigen den hohen Komfort des
Systems. Das Temperaturniveau zum Heizen und Kühlen bewegt sich beim
Aktivieren von Betondecken nur wenige Grad über bzw. unter der
gewünschten Raumtemperatur, das System ist daher hocheffizient und
kann hervorragend mit erneuerbarer Energie und Geothermie kombiniert
werden. Für die Regelung von Wärmepumpen in Kombination mit
Bauteilaktivierung gibt es noch keine standardisierten Lösungen,
daher wird die hohe Speicherfähigkeit von Beton oft gar nicht aktiv
genutzt. Beim weiteren Ausbau von PV und Windkraft können
bauteilaktivierte Gebäude verstärkt dazu beitragen, Lastspitzen zu
kappen und Perioden ohne aktive Energieeinträge zu überbrücken.
Projektleiter Walter Becke, AEE INTEC, zieht Resümee: „Der
Breitentest hat klar gezeigt, thermische Bauteilaktivierung
funktioniert nicht nur, sondern kommt auch gut bei den Nutzerinnen
und Nutzern an. Jetzt gilt es noch das enorme Speicherpotenzial für
volatile erneuerbare Energieerzeugung auch aktiv zu nutzen.“ Alle
Vorträge der Ergebnispräsentation des Breitentests zur
Bauteilaktivierung stehen online unter https://www.aee-
intec.at/publications/ergebnisse-zu-breitentest-bauteilaktivierung-im
-fokus-speicherpower-fuer-die-energiewende/
Zwtl.: Weitere Informationen
Interessierte können bei einem Online-Seminar am 16. Oktober mehr
über Bauteilaktivierung erfahren: https://www.aee-intec.at/event/35th
-es-onseminar-on-task-43-standardized-use-of-building-mass-as-storage
-for-renewables-and-grid-flexibility/
Die Ergebnisse des Breitentests stellt Walter Becke auch beim 46.
Kolloquium der VÖZ am 12. November in der WKO in Wien vor. Das
Programm und die Möglichkeit zur Anmeldung gibt es hier:
www.zement.at/kolloquium