Inklusion als Wirtschaftswunder? Kärnten zeigt, wie’s geht!

Redaktion

Ein neuer Hoffnungsschimmer am Arbeitsmarkt?

In einer Zeit, in der der Fachkräftemangel in Österreichs Unternehmen zu einem immer drängenderen Problem wird, präsentiert das Land Kärnten einen potenziellen Ausweg: berufliche Inklusion. Bei der jüngsten Pressekonferenz des „Zero Project Unternehmensdialog“ in Klagenfurt war die Botschaft klar: Menschen mit Behinderung sind nicht nur eine gesellschaftliche Verantwortung, sondern eine wirtschaftliche Chance, die Unternehmen nutzen sollten.

Was ist das Zero Project?

Das Zero Project ist eine internationale Initiative, die sich für die Rechte von Menschen mit Behinderungen einsetzt. Gegründet wurde es von Martin Essl, einer der zentralen Figuren bei der Pressekonferenz. Ziel des Projekts ist es, innovative Lösungen zur Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit Behinderungen zu fördern und zu verbreiten. In Kärnten ist das Projekt bereits seit acht Jahren aktiv, und die Erfolge sind nicht zu übersehen.

Warum berufliche Inklusion?

Landesrätin Beate Prettner und Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig betonten die Vorteile, die sich aus der Einbindung von Menschen mit Behinderungen in den Arbeitsmarkt ergeben. Es geht nicht nur um die Erfüllung gesetzlicher Quoten, sondern um die Bereicherung der Teamkultur und die Steigerung der Innovationskraft. In Kärnten leben derzeit 13.280 begünstigte Behinderte, von denen viele das Potenzial haben, wertvolle Beiträge in Unternehmen zu leisten.

Der aktuelle Stand in Kärnten

  • 1.197 Unternehmen in Kärnten sind verpflichtet, Menschen mit Behinderungen einzustellen.
  • 430 dieser Unternehmen erfüllen diese Verpflichtung, was einer Quote von 35,9 Prozent entspricht.
  • Diese Quote ist seit 2022 um fünf Prozentpunkte gestiegen.
  • Unternehmen, die ihre Pflicht nicht erfüllen, zahlen jährlich etwa 5,7 Millionen Euro an Ausgleichstaxe.

Diese Zahlen zeigen, dass es noch Raum für Verbesserungen gibt, aber auch, dass bereits einige Fortschritte erzielt wurden.

Die Rolle der Unternehmen

René Regenfeldner von „Stora Enso“ und Andreas Jesse von autArK hoben die positiven Effekte der Inklusion in ihren Unternehmen hervor. Bei „Stora Enso“ etwa sind sieben Menschen mit Behinderung beschäftigt, was nicht nur zur Diversität beiträgt, sondern auch die Motivation im Team steigert. Jesse betonte die Bedeutung professioneller Begleitung durch Netzwerke wie das „Netzwerk Berufliche Assistenz“ (NEBA), um den Übergang in den Arbeitsmarkt zu erleichtern.

Historische Perspektive

Die Geschichte der beruflichen Inklusion in Österreich ist eine Geschichte des langsamen, aber stetigen Fortschritts. Während vor Jahrzehnten Menschen mit Behinderungen oft aus dem Arbeitsmarkt ausgeschlossen wurden, hat sich die Sichtweise in den letzten Jahren erheblich gewandelt. Heute wird Inklusion nicht nur als moralische Verpflichtung angesehen, sondern als strategischer Vorteil für Unternehmen, die in einer sich schnell verändernden Welt wettbewerbsfähig bleiben wollen.

Die Auswirkungen auf die Bürger

Für die Bürger Kärntens bedeutet dieses Engagement für Inklusion nicht nur mehr Arbeitsplätze, sondern auch eine stärkere Gemeinschaft. Menschen mit Behinderungen, die in den Arbeitsmarkt integriert werden, gewinnen nicht nur finanzielle Unabhängigkeit, sondern auch ein Gefühl der Zugehörigkeit und Wertschätzung. Dies hat weitreichende positive Effekte auf ihr Selbstbewusstsein und ihre Lebensqualität.

Expertenmeinungen

Martin Essl, der Gründer des Zero Projects, sagte: „Unser Ziel ist es, Menschen mit Behinderung die Chance zu geben, durch eine ihren individuellen Fähigkeiten entsprechende Tätigkeit ein eigenes Einkommen zu erzielen. Auf diese Weise erfahren sie Wertschätzung und das Gefühl, einen wichtigen Beitrag zu leisten – Aspekte, die ihr Selbstbewusstsein nachhaltig stärken.“ Diese Aussage unterstreicht die Win-Win-Situation, die durch Inklusion geschaffen werden kann.

Ein Blick in die Zukunft

Die Zukunft der beruflichen Inklusion in Kärnten sieht vielversprechend aus. Das Land investiert stark in Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekte, um Barrieren abzubauen und individuelle Zugänge zu schaffen. Im Jahr 2026 sollen 732 Menschen mit Behinderung im Sinne des Leitmotivs „Lohn statt Taschengeld“ in diesen Programmen arbeiten können. Diese Initiativen werden nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen verbessern, sondern auch zur wirtschaftlichen Stabilität der Region beitragen.

Politische Zusammenhänge

Die politischen Rahmenbedingungen spielen eine entscheidende Rolle für den Erfolg der Inklusionsbemühungen. Landesrätin Prettner betonte, dass gesetzliche Vorgaben allein nicht ausreichen. Es braucht eine engagierte Politik, die die richtigen Rahmenbedingungen schafft und Unternehmen unterstützt, die den Weg der Inklusion gehen wollen.

Vergleich mit anderen Bundesländern

Im Vergleich zu anderen Bundesländern ist Kärnten in Sachen Inklusion weit vorne. Während in einigen Regionen Österreichs die Quoten für die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen noch hinterherhinken, setzt Kärnten auf eine aktive Förderung und Unterstützung von Unternehmen, die Menschen mit Behinderungen einstellen. Diese Vorreiterrolle könnte als Modell für andere Bundesländer dienen, die noch Nachholbedarf in diesem Bereich haben.

Fazit

Die berufliche Inklusion von Menschen mit Behinderungen ist mehr als nur ein Trend – es ist eine Notwendigkeit, um den Herausforderungen des modernen Arbeitsmarktes zu begegnen. Kärnten zeigt, dass mit der richtigen Unterstützung und den passenden Rahmenbedingungen Inklusion nicht nur möglich, sondern auch vorteilhaft für alle Beteiligten ist. Die Zukunft der Arbeitswelt könnte durch solche Initiativen entscheidend geprägt werden, indem sie Vielfalt fördert und neue Chancen für alle schafft.